Griechenland: Taygetos/Profitis Ilias

Nach der stürmischen Nacht bei Varasova haben wir gelernt: Nicht nur Wetter-, sondern auch unbedingt Windprognose prüfen. Für den schon lange gehegten Plan den höchsten Gipfel des Peloponnes zu besteigen, suchten wir daher einen windstillen Tag – sonnig war es ja sowieso immer. 😉

Der 18. Februar passt. So fahren wir am Vorabend, auch wenn wir mit der Mani noch nicht „durch“ sind, Richtung Sparta. 

Wir finden einen ruhigen Platz neben einem Basketballfeld in einem kleinen Dorf, essen gemütlich und gehen früh schlafen. Mitten in der Nacht werden wir wach, weil sich irgendwas an unserem Auto zu schaffen macht. Bei „park4night“ haben wir gerade für die Kalamata-Gegend immer wieder gelesen, dass Autoaufbrüche leider keine Seltenheit sind. Aber hier in diesem kleinen Dorf? Laura traut sich und schaut vorsichtig aus dem Fenster. Was uns geweckt und erschreckt hat, ist ein Pferd, welches genüsslich Salz von unserem Auto leckt. Angst vor Menschen scheint der ungebetene Nachtbesucher nicht zu haben, neugierig steckt es seinen Kopf durch die offene Seitentür hinein und lässt sich nicht mehr verjagen. Seit wir in Griechenland sind hat es noch nie geregnet und so ist das Salz an unserem Gefährt noch im Übermass vorhanden. An Schlaf ist so leider nicht mehr zu denken und wir brechen nach Mitternacht auf um uns einen neuen Schlafplatz zu suchen. Sogar als wir wegfahren, läuft uns unser neuer Freund noch nach, ist wohl echt gutes Salz 😉

Die weitere Nacht verläuft ruhig und mit etwas weniger Schlaf als üblich brechen wir morgens um acht auf. Bis zur Hütte ist der Weg noch weitgehend schneefrei, anschliessend stapfen wir in gutem Trittschnee zügig Richtung Gipfel. Erst 400hm unter dem Gipfel schnallen wir noch die Steigeisen an, eine steile Querung mit hartem Schnee/Eis wartet auf uns. Nach vier Stunden stehen wir auf der höchsten Erhebung des Peloponnes. Das Panorama ist kaum zu überbieten und wir geniessen eine lange Rast komplett allein, bei Sonne und windstillen Verhältnissen. Stefanie bereut schon, den Gleitschirm nicht eingepackt zu haben, denn beim Abstieg rächt sich der späte Aufbruch. Erneut problemlos, aber mit nassen Füssen erreichen wir am frühen Nachmittag bereits wieder das Auto. Bei der Hütte begegnen wir noch Gipfelaspirant*innen für den darauffolgenden Tag, bepackt mit Gurt, Helm, Seil, Steigeisen und Pickel. Für halbwegs erfahrene Schweizer Alpinist*innen bietet die Taygetosbesteigung im Winter eine WS Tagestour ohne grössere Gefahren und Schwierigkeiten, dafür mit viel Genuss und Panorama.

Griechenland: Peloponnes (Teil 1)

12. – 17. Februar 2023

Die Westküste des Peloponnes bietet für die bergbegeisterten Besucherinnen wenig Sehenswertes. Darum fahren wir, mit einem kurzen Zwischenstopp für etwas Bewegung, in den Süden der Insel.

Ein erstes Highlight ist der Voidokila-Strand und die Gialova Lagune, welche wir mit einem Trailrun besichtigen. Der Strand hat vom Navarino Castle aus gesehen eine perfekte Pilzform und ist wichtiger und geschützter Brutplatz für Schildkröten. Auch die Gialova Lagune begeistert mit ihrem Artenreichtum. Wir dürfen Flamingos und zahlreiche andere Vögel beobachten, wie sie durch die seichten Gewässer stolzieren.

Nach einer Mittagspause besuchen wir noch am gleichen Nachmittag die Polylimnio Wasserfälle. Im Sommer herrscht hier vermutlich reger Andrang, wir dürfen die Schlucht für uns allein geniessen. In doch anspruchsvoller Wanderung kraxeln wir von Wasserfall zu Wasserfall und sind begeistert. Nur für das Bad in den kleinen Seen ist es definitiv noch zu kalt, der Versuch endet hüfttief.

Unsere Reise führt uns weiter in das rege Stadtleben von Kalamata. Dort packen wir die Räder aus und suchen in den Bergen der Umgebung Einsamkeit, die wir definitiv finden. Eigentlich weiss (und sieht) man ja, dass es in den Bergen Griechenlands auch Schnee gibt. Etwas überrascht ist die sommerlich gekleidete schweizer Radlerin dann doch, wenn sie auf knapp 1200m Höhe plötzlich über schneebedeckte Strassen radeln muss. Anfangs noch lustig wird es zunehmend zur Zerreissprobe. Aber nach etwa 10km (flach! Wir brauchen fast eine Stude!) lassen wir die Höhenmeter purzeln und fahren zurück in den Frühling. Die Strassen in den Bergen zwischen Kalamata und Sparta sind für Rennradfahrer*innen definitiv ein Besuch wert. Den Tag schliessen wir mit einem leckeren Abendessen in der Stadt ab. Die hungrige Radfahrerin hat eventuell etwas übertrieben bei der Bestellung, denn die griechischen Portionengrössen lassen sich definitiv sehen.

Nach dem unerwarteten Wintereinbruch auf dem Rad ziehen wir wieder die warme Küste vor. Wir fahren Richtung Mani und besuchen die darauffolgenden Tage den Virus George und den Rintomo Canyon und freuen uns endlich auf Trails unterwegs zu sein und so Höhenmeter sammeln können. Dazwischen bleibt noch Zeit für etwas Klettern an der Wand von Kardamili. Bei dreiminütigem Zustieg muss man fast anhalten. 

Griechenlands Westen

Nach der verspäteten Ankunft in Igoumenitsa finden wir noch einen kleinen Shop und decken uns mit den ersten griechischen Leckereien ein. Als erstes Abendessen gibt es einen Käsesalat auf Cracker und dazu die ersten Dolmades aus der Dose. Über die App «park4night» steuern wir am selben Abend noch einen kleinen Strand an, wo wir übernachten wollen. Besonders überrascht sind wir von den griechischen Strassen. Sie sind breit und so leer, dass wir uns kurz fragen, ob hier Fahren überhaupt erlaubt ist. Auch machen wir Bekanntschaft mit den ersten Strassenhunden, die unüberlegt über die Autobahn laufen. 

Am nächsten Tag werden wir von Griechenland begrüsst wie es besser nicht sein kann. Blauer Himmel und wir stehen oberhalb eines paradiesischen kleinen Strandes. Nach dem trägen Tag auf der Fähre steigen wir motiviert aufs Rad und schauen uns Praga an. Das Dorf liegt an einer idyllischen Bucht und ist bekannt für die bunten Häuser, welche das Dorfbild prägen. Am Strand gönnen wir uns je eine viel zu grosse Schokowaffel und Kaffee, bevor wir uns auf den gewollt mühsameren Rückweg zu unserem kleinen Strandparadies machen. Noch aufgewärmt von der Radfahrt packen wir Duschsachen zusammen und „geniessen“ die erste kalte Dusche in Griechenland.

Weil sowohl der Lonely Planet als auch die umliegenden Karten keine grossen Highlights versprechen und fürs Inland die Temperaturen noch etwas zu niedrig sind, machen wir uns auf den Weg Richtung Peloponnes. Unterwegs machen wir einen zweitägigen Halt auf Lefkada. Nach der Rundumsicht vom höchsten Berg, umrunden wir tagsdarauf die Halbinsel mit unseren Velos und wagen den ersten Sprung ins Meer.

Dank der «Vertical Life» App entdecken wir auf dem Weiterweg ein kleines, aber feines Klettergebiet und freuen uns in Mytikas das erste Mal griechischen Fels in die Finger zu bekommen. Sonne und Meerblick haben wir inklusive. Der zweite geplante Klettertag in Varasvoa fällt leider Sturmböen zum Opfer, welche uns schon in der Nacht den Schlaf geraubt haben und auch nicht zu bessern versprechen. Wir lernen: Windprognossen zu prüfen sind hier wichtiger als das sonstige Wetter. Früher als geplant fahren wir darum bereits am 12. Februar über die eindrückliche Brücke bei Patras vom Festland auf den Peloponnes. 

Anreise Griechenland

Aller Anfang dauert. Wir sind zwar schon einen Monat unterwegs, aber das ununterbrochene gute Wetter hielt uns beschäftigt 😉 Nun sind wir parat mit dem ersten Beitrag. Viel Spass beim Lesen!

Am 3. Februar 2023 war es so weit und wir verliessen unser Zuhause in der Schweiz. Die Wohnung in Solothurn gaben wir bereits Ende November auf und durften die restlichen zwei Monate noch bei Lauras Eltern wohnen. Während wir bis Weihnachten noch dem normalen Arbeitsalltag nachgingen, dominierte im Januar dann der Busausbau und das Packen. Daneben gönnten wir uns so viel Zeit wie möglich mit Freud*innen, im dürftig gesäten Schnee und arbeiteten mit Freude an den Solothurner Filmtagen mit.

Die Fahrt nach Ancona, von wo die Fähre nach Griechenland fährt, teilen wir in drei Etappen auf. Das ergibt Fahrtage à jeweils drei Stunden. Wir geniessen den Samstag mit einer Wanderung auf den Monte Generoso (Anfang Februar! ohne Schnee!! Bei 17 Grad auf dem Gipfel!!!) und den Sonntag mit einem Traillauf im Parco die Sassi di Roccamalatina in der Nähe von Bologna. Dieser überzeugt durch seine speziellen Gesteinstürme. Hoch kommen wir leider nicht, da der Gipfelaufstieg kostenpflichtig ist und der Zugang aktuell auch geschlossen. Die Türme im Sonnenuntergang zu bewundern scheint uns ohnehin die bessere Option.

Am Abend vom 5. Februar kommen wir bereits in Ancona an. Auch in der Nebensaison gibt es hier täglich Fährverbindungen mit Minoan Lines nach Igoumenitsa. Uns bleibt ein voller Tag, um den Parco Regionale del Conero zu besuchen. Besonders empfehlenswert ist die Wanderung zum Strand „Spiaggia delle Due Sorelle“.

Nachdem wir bei der Abfahrt noch Temperaturen nahezu 20 Grad genossen, sind die Tageshöchstwerte aktuell noch 4 Grad und wir freuen uns auf die griechische Sonne.

Leider erfahren wir bereits beim ersten Kaffee per SMS, dass sich unsere Fähre um zwei Stunden verspäten wird. Gleichzeitig entdecken wir die TripAdvisor-Bewertungen der Fähre und sind ab nun noch gespannter auf die lange Überfahrt. Diese gehen von «Horror Fähre» über «Ekelhaft» bis «Nie wieder».

Mit niedrigen Erwartungen ist die Seefahrt dann halb so wild. Als Entschuldigung für die Verspätung kriegen wir sogar Thunfischsalat und Wasser spendiert. 😉 In der Nebensaison kann man sich die 200CHF+ für eine Kabine sparen, mit Matte und Schlafsack im Aufenthaltsraum schläft es sich genauso gut/schlecht und wir haben immerhin anschliessend keinen Ausschlag. Jedoch werden wir beide seekrank und sind froh, nach fast 24h in Griechenland mit Salz glasiertem Auto (und Velos!) vom Schiff zu rollen.